Nachholen, nachholen, nachholen oder doch schnell, schneller, am schnellsten?

von Frideriki Gegas

Die Maßnahmen aufgrund des Coronavirus, insbesondere der Lockdown, sind schuld daran, dass die Schülerinnen und Schüler im Unterricht im Schnelltempo den Stoff aufarbeiten müssen. Und nicht nur das! Auch zuhause müssen sie selbstständig vieles nachholen, da die Zeit im Unterricht dafür zu knapp ist. Vor allem für die Oberstufe und für den jetzigen Abiturjahrgang läuft das Lernen auf Hochtouren. Doch wo bleibt das Menschliche? Wo die Rücksicht und das Verständnis? Müssen die Lernenden wie Roboter arbeiten, um die Spuren von Corona zu beseitigen?

Am 13.03.2020 wurde der erste Lockdown für die Albert-Schweitzer-Schule (ASS) bekannt gegeben. Zuerst hieß es nur eine Verlängerung der Osterferien, dann kamen immer mehr Wochen dazu, bis hin zum monatelangen Homeschooling. Eine drastische Veränderung für alle Schülerinnen und Schüler, welche unterschiedlich mit dieser Situation umgegangen sind. Manche sahen den Distanzunterricht aufgrund ihrer Stärke im Schriftlichen als Vorteil an – immerhin bestand der Onlineunterricht aus bis zu 80 % schriftlicher Abgaben. Das Fehlen des Präsenzunterrichts und das eigenverantwortliche Arbeiten ließ sie aufblühen. Dies war aber nicht für alle der Fall: Abgegrenzt zu sein, isoliert von den Freunden und allein im Zimmer fühlte sich für viele an, als würde man in ein endlos tiefes Loch fallen. Die ständige Angst vor der Zukunft und der immense Druck der Lehrkräfte halfen dabei nicht. Doch eines hatten alle gemeinsam: Ihr ganzer Tagesablauf bestand darin, vor dem Computer zu sitzen und von morgens bis abends eigenständig zu lernen, Aufgaben zu erledigen und abzuschicken. Der Austausch mit Gleichaltrigen blieb aus. Allein im Zimmer und vor dem Computer. Dies war die Realität.

Seit dem Frühjahr 2022 befindet sich die ASS im regulären Präsenzunterricht. Und jetzt heißt es, all das „Versäumte“ nachzuholen. Wir müssen ackern. Keine Maskenpflicht, keine Abstandsregeln. Corona einfach weg? Sollen wir alles, was war, vergessen? Von den Lehrkräften kommt höchstens der Versuch, Verständnis für unsere Situation zu zeigen, doch was bringt uns das schon? Trotzdem müssen wir so viel nacharbeiten und kommen dabei an unsere Grenzen. Auch wenn die Maßnahmen und Regelungen aufgehoben sind, hat diese Zeit doch Narben hinterlassen. Wie stellt sich das Schulsystem vor, zwei Jahre Unterrichtsstoff schnellstmöglich, perfekt und auch noch eigenständig aufzuarbeiten! Wie soll das funktionieren? Genau, das kann es gar nicht. Und am Ende heißt es dann in der Berufswelt, wir hätten nur ein „Corona-Abitur“. Dabei hängt die Zukunft von der jetzigen Jugend ab und das Schulsystem behandelt uns wie Maschinen. „Corona-Abitur“ unzureichend? Für mich bedeutet ein Abitur unter solchen Bedingungen Stärke und Willenskraft. Wir sollten stolz auf uns sein für das, was wir geschafft haben. Wir sind nicht allein!

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